Das irische Erbe by Dagmar Clemens
Autor:Dagmar Clemens
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7844-8017-6
Herausgeber: LangenMueller
Am nächsten Tag stieg Claire vorsichtig die steinernen Stufen in den Keller hinab, um sich dort einmal gründlich umzusehen.
Der Keller bestand aus einem schmalen Flur, von dem aus auf jeder Seite zwei Türen abgingen. Im ersten Raum fand sie verschnörkelte Gartenmöbel aus Eisen, die ihr gefielen. Sie zählte zu ihrer Freude zwölf Stühle und zwei passende Tische. Wunderbar. Im nächsten Raum standen leere Marmeladengläser auf einem Regal. Zwei Gartenschirme lagen auf dem Boden neben braunen Kartons. Der gegenüberliegende Raum war so voller Möbel zugestellt, dass sie ihn nicht betreten konnte. Der letzte Raum war etwas kleiner und offenbar schon einmal geputzt worden. Hier standen zwei Sessel mit einem golddurchwirkten Stoff bespannt, eine Truhe mit einem Vorhängeschloss und ein alter Küchenschrank. Sie sah sich den Schrank genauer an. In einem Fach lagen trockene Kräuter und zu winzigen Knollen geschrumpfte Kartoffeln. In einem anderen standen drei Dosen mit Suppen neben einer angebrochenen Tafel Schokolade, die mit einem weißen Schleier überzogen war.
Dem Schrank gegenüber stand ein Pfauenthron, davor alte Stühle mit abgebrochenen Beinen und ein Karton mit leeren Weinflaschen. Auf dem Boden lag eine große Flasche mit einem Segelschiff. Sie hob sie auf und sah sie sich genauer an. Es war ein Dreimaster. Kleine Matrosen hingen in den Segeln, die ziemlich verstaubt waren.
Der Pfauenthron gefiel ihr. Sie räumte die Stühle beiseite, schob die Kiste weg und riss sich ein Loch in ihre Hose, als sie an einem Nagel in der Wand hängen blieb. Dann stand sie vor dem Pfauenthron. Auch er war verstaubt, aber ganz leicht, als sie ihn anhob und etwas vorzog. Und dann sah sie, dass die Wand dahinter mit Paneelen bedeckt war. Seltsam. Sie waren schön gearbeitet und viel zu schade für einen Keller. An einigen übereinanderliegenden Paneelen waren Schleifspuren, als sei etwas darüber gekratzt. Sie strich mit der Hand über die Leiste und erschrak, als die Wand plötzlich zur Seite wich. Fast lautlos. Ihr Herz klopfte so stark, dass sie den Puls in den Schläfen spürte.
Sie starrte in die Öffnung. Was war das denn? Ein Geheimversteck? Augenblicklich fielen ihr die Geschichten aus ihrer Kindheit ein. Die dunklen Verliese, in denen jemand gefangen gehalten wurde, Geheimgänge, die niemand kannte, und verwinkelte Herrenhäuser, bewohnt nur von einer alten, weißhaarigen Frau. Sie trat vorsichtig ein. Nur schwach erkannte sie die Umrisse einer Lampe und tastete nach einem Lichtschalter. Sie drehte daran, ohne große Hoffnung. Aber die Glühbirne flammte auf und sie konnte den Raum genauer betrachten. Mannshohe Spinngewebe zogen sich von einer Wand an die andere. Ein Rascheln ließ sie auffahren. Blitzschnell lief eine kleine Maus an ihr vorbei und Claire trat erschrocken zur Seite. Der Raum hatte kein Fenster. Er war ziemlich klein und fast leer bis auf einen Stuhl und einen niedrigen Tisch und einigen Gegenständen auf dem Boden. Plastikteller, Malutensilien, leere Leinwände und ein Sack Blumenerde.
Dunkle Krümel zu ihren Füßen identifizierte sie als Mäusekot. Dann geriet eine hölzerne Schachtel in ihr Blickfeld. Sie stand auf dem Tisch und war ebenfalls verstaubt. Sie nahm sie vorsichtig hoch und öffnete sie. Ein ledergebundenes Buch lag darin und zwei altmodische Füllfederhalter.
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